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Image by Siora Photography

ESSSTÖRUNGEN IM ÜBERLICK

Bitte berücksichtigen Sie, dass es sich bei den unten genannten Krankheitsbildern um typische Essstörungen handelt. Es gibt jedoch auch atypische sowie Mischformen von Essstörungen.

BINGE EATING SYNDROM (ESSSUCHT MIT ÜBERGEWICHT)

Mitunter versuchen Menschen, psychische Konflikte durch vermehrtes Essen zu bewältigen. Die zu hohe Nahrungszufuhr im Vergleich zum Energieverbrauch (Bewegungsmangel) führt zum Anstieg des Körpergewichts. Wenn dieser Zustand über eine längere Zeit aufrechterhalten wird, entsteht Übergewicht, d. h. der BMI übersteigt den Wert von 30.


Übergewicht ist in erster Linie eine starke körperliche Belastung und ein gesundheitliches Risiko (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Abnutzungen des Bewegungsapparates). Dazu kommen die psychischen Belastungen, die durch offene oder verdeckte Diskriminierungen in der Öffentlichkeit verursacht werden. Sie führen zu Depressionen und sozialer Isolation. So schließt sich oft der Teufelskreis: Essen bleibt die einzige Ersatzbefriedigung, weil andere Möglichkeiten eingeschränkt sind.

Sich von falschen Essgewohnheiten zu verabschieden und sich auf eine positive Versorgung mit Nahrung einzustellen, heißt auch das strenge Diätdenken aufzugeben mit dem bislang Gewichtsreduktionen kurzfristig erreicht worden sind.

Langfristig erfolgreiche Gewichtsreduktion ist nur durch eine Umstellung von Lebensgewohnheiten möglich.

Der gesunde Fettabbau erfolgt duch die Herstellung einer negativen Energiebilanz, wobei die Ernährungsumstellung in Bezug auf Zusammensetzung und Zeiten der Nahrungsaufnahme einerseits sowie der erhöhte Energieverbrauch durch regelmäßige Bewegung im Sinn von Ausdauersport im Vordergrund stehen. Dabei ist es wichtig, attraktive Bewegungsmöglichkeiten zu finden, die auch in der Gruppe möglich sind, um so die Motivation zu fördern.


Die Betroffenen benötigen die Unterstützung durch ihr soziales Umfeld, bei Kindern und Jugendlichen ist die Arbeit mit den Eltern ganz wesentlich. Der Aufbau neuer Verhaltensmuster anstatt der bisherigen Problemlösungen über Essen steht im Vordergrund der Behandlung.

BULIMIA NERVOSA (ESSSUCHT MIT NORMALGEWICHT)

Zunächst erscheint die Bulimie als perfekter Weg: Dem Verlangen nach Essen nachgeben zu können, ohne die Folgen fürchten zu müssen. Die Heisshungerattacken werden unterschiedlich gegengesteuert: selbstinduziertes Erbrechen, Abführmittel, Fasten oder extremer Sport. Diese Verhaltensweisen treten mit der Zeit immer häufiger auf und entwickeln einen Zwangscharakter.

Nach außen wird die Essstörung lange Zeit nicht sichtbar. Viele Betroffene können ihre Symptomatik gut verheimlichen. Das äußere Erscheinungsbild ist eher unauffällig, nach außen funktionieren die Betroffenen meistens perfekt. Die Bulimie entwickelt sich oft infolge des gezügelten Essverhaltens nach einer Gewichtsreduktion oder nach vorausgegangener Magersucht

Esssüchtige erleben ihr Essverhalten als etwas nicht Kontrollierbares. Wiederkehrende Heisshungerattacken wechseln mit Phasen des Diäthaltens oder gar des Fastens. Aus Angst, dass ihr Kontrollverlust von Anderen entdeckt wird, essen sie oft heimlich.

Folge dieser Unregelmäßigkeiten im Essen sind starke Gewichtsschwankungen. Das süchtige Essverhalten verstärkt langfristig die Selbstwertproblematik sowie andere Lebensprobleme der Betroffenen und führt zu einem negativen Körperbewusstsein.

Essen wirkt kurzfristig positiv (Wohlbefinden, Trost), kann jedoch auch als Selbstbestrafung bei Versagenserlebnissen eingesetzt werden. Die Betroffenen geraten durch den extremen Umgang mit Nahrung (Viel-Essen oder Fasten) psychisch in eine emotionale Labilität (Gereiztheit, geringe Frustrationstoleranz, Weinen, innere Unruhe).


Die körperlichen Folgeschäden sind:

Schwellungen der Ohrspeicheldrüsen (Sialadenose), Zahnschmelzschäden, Mundwinkeleinrisse (Rhagaden) Speiseröhrenentzündungen und –einrisse, Magenwandperforationen, Nierenschäden, Herzrhythmusstörungen infolge der Elektrolytverschiebungen und Hormonstörungen (Ausbleiben der Menstruation).


Hinzu kommen die finanziellen Schwierigkeiten bedingt durch den großen Nahrungsmittelkonsum und die Ausgaben für Abführmittel.

ANOREXIA NERVOSA (MAGERSUCHT)

Das auffallendste Merkmal der Magersüchtigen ist das Untergewicht (BMI unter 18,5). Der Körper wird zum Feind erklärt, dem Nahrung verweigert wird. Der Kopf versucht alles zu kontrollieren. Hungern gibt den Betroffenen das Gefühl, unabhängig zu sein. Die Gedanken der Magersüchtigen kreisen ständig um Essen und das Vorhaben, verzichten zu können. Daraus beziehen sie eine besondere Stärke und Identität, um sich von Anderen abzugrenzen.

Trotz der körperlichen Ausgezehrtheit (Kachexie) sind sie erstaunlich leistungsorientiert und ehrgeizig, oft treiben sie zwanghaft Sport bis zur Erschöpfung. Sie führen mitunter ein spartanisches Leben, das sich im übertriebenen Sparsamkeits- und Sauberkeitssinn sowie in der Ablehnung lustbetonter Aktivitäten zeigt. Magersüchtige leiden an einer Körperschemastörung, d. h. sie fühlen sich trotz des extremen Untergewichts "fett".

Die fehlende Krankheitseinsicht drückt sich im Widerstand gegen jede Veränderung aus. Depressive Verstimmungen und rigides Denken machen den Umgang mit den Betroffenen schwer. Sie geraten immer mehr in die soziale Isolation.
Diese Lebenssituation bedingt primär den Leidensdruck der Betroffenen.

 

Die Magersucht ist oft ein Versuch, die eigene Entwicklung anzuhalten, um Anforderungen der Umwelt zu vermeiden. Daher entsteht diese Erkrankung meist in der Pubertät und Adoleszenz, an der Schwelle zum Erwachsenwerden.

Weitere ursächliche Zusammenhänge für die Magersucht sind:

  • niedriges Selbstwertgefühl

  • Perfektionismus

  • Schlankheitsideal und Gesundheitskult

 

In den meisten Fällen stehen schwierige familiäre Beziehungsmuster als auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen im Zusammenhang mit der Erkrankung. Deshalb ist die Einbeziehung der Angehörigen gerade bei jungen Betroffenen notwendig.

 

Die chronische Mangelernährung führt zu Kräfteverfall, Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der Körpertemperatur. Trockene Haut, Ausbleiben der Regel und eine Veränderung der Körperbehaarung (Lanugo) zeigen die hormonelle Veränderung an. Im chronischen Zustand kann es auch zu Osteoporose kommen. Unbehandelt kann die Magersucht zum Tode führen. In manchen Fällen wechseln anorektische und bulimische Episoden im Verlauf der Erkrankung.

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